Dienstag, 22. Oktober 2013

Das wahre Leben oder Abenteuer Hundefreilauf , eine Geschichte zum Nachdenken




Teil 1 – Wieder mal nicht nachgedacht …
Ich befand mich mit meinen Hunden Anfang September auf dem Hundefreilaufgelände zwischen Mönkloh und Bokel. Dieses Gelände ist umzäunt und ausdrücklich als Hundefreilauf gekennzeichnet. Mit mir befand sich eine mir bis dato unbekannte Frau mit zwei Hunden und Kindern auf dem Gelände.

Wie das so ist werden die „Neuen“ natürlich unter die Lupe genommen, sprich nach Hundemanier ausführlich beschnüffelt. Plötzlich geschieht etwas völlig unerwartetes, der viel kleinere Hund duckt  unter meiner Hündin ab, dreht sich und schnappt nach ihrer Nase – ein dumpfes Grummeln, ein Schnautzgriff der Hündin sollte das Aufbegehren schnell beenden,  Hundekomunikation halt. 
Nicht hier – der Kleinere windet sich und versucht gegenzuhalten. Hier greife ich ein, mein Auslassbefehl wird sofort befolgt, die Hündin lässt ab. 
Zeitgleich mit meinem Befehl stürmt die hysterisch kreischende Frau zu dem Knäuel und versucht ihren Hund aufzunehmen, was dieser mit einem Schnappen quittiert. Jetzt bemerkt die Hundebesitzerin eine Wunde am Kopf ihres Hundes, neues, noch größeres Geschrei, ein riesen Theater: „Das kann doch nicht sein, der Hund ist doch erst seit drei Tagen bei uns, der ist doch erst 14 Wochen alt , mein Welpe ist doch noch soo klein …“ – während diese Worte der Frau fallen bin ich bei ihr um zu helfen. 
Der am Kopf blutende Hund schnappt nach Frauchen und mir, ich ziehe meinen Mantel aus und werfe ihn über den tobenden Hund, zwei weitere Handgriffe und ich habe ihn sicher und ruhig auf dem Arm. Auf dem Weg zu ihrem Auto versuche ich die Hundebesitzerin zu beruhigen . 
Ich habe schon so manche Wunde an Hunden gesehen, als aktiver Jagdhundeführer ist so etwas nicht ungewöhnlich, dieser kleine Riss wird schnell verheilen, wenn der Tierarzt ihn klammert, soviel ist sicher. 

„Ihr Hund ist tief verunsichert, er wird wieder schnappen, wenn sie beim Tierarzt sind dunkeln sie das Tier ab, wie sie es bei mir gesehen haben, das ist sicherer, oder lassen sie es die Arzthelferinnen machen.“ , rate ich ihr, während ich ihren Hund im Kofferraum des Kombis anleine,, „ Sie können doch mit einem Junghund nicht in einen Hundefreilauf gehen, das Tier ist erst zwei , drei Tage bei ihnen, es ist orientierungslos und verunsichert, hat noch keinen Bezug und kann nicht mit anderen Hunden kommunizieren. Gehen sie immer erst in einen Welpenkurs, dort lernt ihr Hund.“, gebe ich der Frau mit auf den Weg , ob sie den Rat gehört hat weiß ich nicht. Sie bekommt meine Kontaktdaten und fährt davon.

Was ist passiert, eine Analyse: 

Bei dem Hund. handelt es sich um einen Junghund, von Welpen spricht man aus fachlicher Sicht nur, wenn sie noch gesäugt werden. Junghunde die frisch in den Familienverbund des neuen Besitzers aufgenommen werden sind anfangs üblicherweise verunsichert, weil sie aus ihrem angestammten Rudel (Mutter, Geschwister etc) entnommen wurden. Jeder informierte Neuhundbesitzer wird dann die Anfangsphase, hierbei handelt es sich um bis zu zwei Wochen, nutzen mit dem Tier ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Das geschieht üblicherweise in kleinen Schritten und ohne unkontrollierte Störung von außen. Ein Hund von ca 12 bis 14 Wochen befindet sich in der absolut wichtigsten Lernphase seines Lebens, man spricht hier von der „Sozialisierungsphase“ die für das weitere Leben im Verbund prägend ist. Im Weiteren lernt der verantwortungsvolle Hundebesitzer den Umgang mit seinem Hund und das Verhalten mit anderen Hunden in einer geeigneten Welpengruppe in guten Hundeschulen.

Hier hat eine Hundebesitzerin alles falsch gemacht was man falsch machen kann, soviel ist klar, sie  ist  mit ihrem völlig verunsicherten Hund, der zudem noch gar keine Bezugsperson haben konnte in ein Hundefreilaufgelände gegangen, auf dem jeder Hund, gleich welcher Rasse und welchen Alters herumtollen darf. 
Das es hier zu Begegnungen der dritten Art kommen kann, ist jedem erfahrenen Hundebesitzer  von vorneherein klar, denn eines sollte sich unterdessen herumgesprochen haben: Die Kommunikation unter Hunden ist nicht immer geräusch- und schon gar nicht aggressionslos. 

Dieser arme Junghund allerdings konnte nie das Verhalten mit fremden Hunden üben, da er nie die Gelegenheit dazu hatte. Das er aus Angst um sich biss ist hinsichtlich oben genannter Tatsachen völlig natürlich, ebenso natürlich wie die Unterwerfungsreaktion meiner Hündin – dass es dabei zu einer Verletzung kam ist schlicht ein bedauernswerter Unfall.  Nun, das wird viel Arbeit bedeuten für Hund und Frauchen, eine schmerzhafte  Art zu lernen denke ich noch. Hätte sich dieses Frauchen auch nur ein wenig informiert, wäre das nie passiert.

Teil 2 Das toppen wir doch oder: Kompetent inkompetent ! 

Das diese bedauerliche Geschichte eine Fortsetzung bekommen sollte hatte ich mir nicht träumen lassen.
Ich hatte eigentlich auf die Rechnung des Tierarztes gewartet um sie an meine Versicherung weiterzuleiten, als eine Woche nach dem Vorfall ein amtliches Schreiben in meinem Briefkasten landet:
Feststellung der Gefährlichkeit ihres Hundes, Rasse Jagdhündin, Anhörung – so die Überschrift. 
Wie ich dem Schreiben entnehmen sollte hat meine Hündin sich ohne Vorwarnung auf den Welpen der Frau X. aus Y. gestürzt und dem Tierchen Zitat: „mehrfach in den Kopf gebissen“, laut Polizeibericht sollen sich am Kopf des Hündchens Zitat: „Massive Verletzungen“ befunden haben. 

Das hier jemand aus seinen Fehlern nicht lernen will ist mir sofort klar. Wieder hat Frau X. (ihren Namen hatte ich jetzt aus der Anzeige, eine Adresse leider nicht) sich nicht informiert, das sollte mir nicht passieren.
Eine Internetsuchmaschine sollte mich bass erstaunen lassen: Frau X. aus Y. betreibt – und jetzt lieber Leser setzen sie sich- betreibt ein Geschäft, in dem explizid Hundebesitzer angesprochen werden. 
Auf der Internetseite wird mit Kompetenz in Sachen Hund geworben. Richtig gelesen, die ahnungslose Hundebesitzerin aus dem ersten Kapitel wirbt öffentlich mit Hundekompetenz.  
Eben diese Dame hat mich also angezeigt.

Hochkompetent!

Sie hat meinen Namen, die vollständige Adresse – ein Blick ins Internet hätte ihr das Leben leichter machen können, aber nein, Frau X.aus Y.  hat nichts besseres zu tun als ihren ausgemachten Sachverstand in Sachen Hund weiter im Dunkeln tapern zu lassen.
Nun ja, in meinem Anhörungsschreiben an das Amt schildere ich den Vorfall aus meiner Sicht und harre der Dinge.
In der Zwischenzeit hat die Geschichte natürlich ihre Runde gemacht, aus berufenem Munde erfahre ich das Frau X. aus Y. sich mit ihrem Hund zur Welpengruppe angemeldet hat, sehr vernünftig, dort wird sie sicher viel lernen.

Gut drei Wochen nach dem Vorfall bekomme ich von Frau X. aus Y. die Tierarztrechnung für meine Versicherung, zeitnah ist zwar etwas anderes, aber gut. 
Jetzt folgt ein weiteres Aha-Erlebnis: Der bemühte Arzt hat die überaus „massiven“ Verletzungen, die durch „mehrere Bisse“ entstanden sind, wie folgt diagnostiziert:  Zusammenhangstrennung Kopf, 2cm*2cm ….  

Der geneigte Leser nimmt sich jetzt sein Schreibtischlineal und stellt fest, dass die „massiven“ Verletzungen nicht größer sind als der Daumennagel eines Erwachsenen. Haben Sie, lieber Leser, sich in der Vergangenheit mal heftig an einer Regalecke gestoßen und eine Platzwunde gehabt? Ja? Nun, sie werden wissen das eine solche Wunde stark blutet aber schnell und einfach mit wenigen Stichen geschlossen ist und sie aus der Unfallstation ebenso schnell wieder nach Hause gehen können, eine oder zwei Tablettchen gegen das Kopfdröhnen in der Hand inklusive. Richtig?
Dieser Tierarzt meint es besonders gut: Vollnarkose, stationäre Aufnahme, Infusion, Katheter und, und, und …. Am nächsten Tag bekommt Frau X. aus Y. ihren Hund, eine Halskrause, ein Antibiotikum für eine 20 tägige Behandlungsdauer – richtig, 20 Tage- und die Rechnung über 321,88 Euronen.   
Was lernt Mensch daraus? 
Wenn sie sich das nächste Mal auf den Daumen hämmern, rechnen sie bitte mit Intensivstation. 
Man verzeihe mir meinen Sarkasmus, mit einer solchen Wunde geht mein Terrier zehn Minuten nach dem Tackern wieder auf Sauenjagd.

Weiter in unserer Geschichte. 
Am Ende des Monates stelle ich telefonisch Anfrage bei der amtlichen Sachbearbeiterin: Diese hatte sich über das Internet schlau gemacht und diesen Blog gegoogelt und sich auch anderweitig über Hundekomunikation informiert (DAS ist kompetent!), weiter teilte sie mit Frau X. aus Y. hätte sich nicht gemeldet, diese hätte aber noch etwas Zeit, ich möge also weiter warten. Tat ich dann auch.
Eine weitere Woche später kam dann der amtliche “Freispruch“ für meinen Hund.

Die ganze Geschichte ist so nur passiert, weil eine Hundebesitzerin sich als absolut beratungsresistent zeigte.

Gedanke hierzu macht sich derzeit meine Versicherung und natürlich sie, der geneigte  Leser selber.

Hell hallt das Hifthorn – Hallali – Euch treu Geselln vergess ich nie ( R. Fries)

Auf unsere Hunde!

 Stefan

Nachtrag für Interessierte: Ich empfehle hierzu die Lektüre des Buches "Hunde und Menschen - immer gern gesehen?" aus dem Kynos Verlag.

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