Donnerstag, 24. November 2016

Gedanken einer Hundetrainerin, ein Gastbeitrag






„Die Hundewelt kotzt mich langsam echt an. Ich zieh mich da bald raus, echt. Nur noch Weichspülerei. Als Trainer darfst du auch nicht mehr vernünftig arbeiten und ständig irgendwelche unqualifizierten Vollpfosten, die den Beruf in Verruf bringen. Vernünftige Hunde darfst du auch nicht mehr haben, geschweige denn diese vernünftig trainieren. Der Gebrauchshund verkommt langsam zur Schoßfiffigurke und darf nicht mehr Gebrauchshund sein. Welcher Hund darf sich denn überhaupt noch seinem Naturell entsprechend verhalten? Hütehunde dürfen nicht hüten, Jagdhunde nicht jagen und Herdenschutzhunde müssen in der Großstadt mit jedem lieb und nett sein. Und dann über Problemverhalten wundern! Was zum Teufel passiert hier? Soll das alles Liebe zum Hund sein? Fragt euch doch lieber mal, was der Hund liebt! Und ob ihr dem Tier Gutes tut! Was ihr da an der Leine habt! Egoismus pur. Da wird gejammert, weil ein Diensthund auch mal einen Tritt ertragen muss. Aber Massentierhaltung ist in Ordnung. Bifi schmeckt halt. Wehe, du zupfst mal dem Hund am Fell. Da biste Tierquäler. Ob er dem Kind vor ihm in den Kopf beißen will, spielt keine Rolle. Der dick gepolsterte Softstock darf bloß nicht den Hund berühren! Demnächst Schutzdienst mit rosa Plüschgeschirr? Warum überhaupt noch Schutzdienst? Schaffen wir doch alles ab und werfen Futterbeutel! Machste ne gute Unterordnung, haste ne dressierte Maschine.... der arme Hund.
Verdammt. Haste nen Hund aus der Tötung, den du nicht erziehst, damit er sich frei entfalten kann, biste der Held. Verhält der sich nicht angemessen, ist der Hund schuld und bestimmt krank. Und wir müssen es wieder hinbiegen. Wenn es nicht zu spät ist. Aber dann kannste kaum noch was machen, weil dir dann ja auch noch die Hände gebunden sind.
Sozialisierung heißt nicht mehr, dass Hunde artgerecht kommunizieren dürfen! Nein, das heißt sie müssen jeden anderen lieb haben! Wehe, der unkastrierte  Rottirüde mag keine anderen unkastrierten Rüden! Ne Kette ist schon quälendes Hilfsmittel. Stachel darf man gar nicht aussprechen, ohne Shitstorm zu ernten. Oder Zwinger. Oder Hundebox. Ein stinknormales Halsband ist ja schon zu viel. Stattdessen lieber schlecht sitzende Geschirre und dann beschweren, dass der Hund zieht. Von Zucht gar nicht erst angefangen! Und um Gottes Willen, diskutiert nicht drüber. Schließlich weiß es jeder Laie besser, als du! Egal, wie qualifiziert du bist!!!!“
Die Autorin Manuela Schüer verdient  seit etwa 10 Jahren in NRW als Hundetrainerin ihr Geld. Wenn es nur ein Frustaufschrei gewesen wäre, würde ich es hier nicht einstellen. Das aber keine 15 Stunden nach Veröffentlichung des Textes in einem sozialen Netzwerk bereits über 500 Leser geteilt haben, erscheint mir doch erwähnenswert.
Grüße in den scheidenden November,
Stefan

Montag, 15. Februar 2016

Facebookforum, oder die Absolution für Alles und Nichts.


 
Quelle: FB Fund,
 
 
Also gut, ich werde versuchen hier wieder etwas Leben in den Blog zu bringen.

Facebook ist ja so ein Phänomen, ein Forum in dem sich jeder zu jedem Thema äußern darf. Ich bin da auch, jaahaaa, sogar in einigen Foren. In einem Forum über „spezielle“ Hunde habe ich mich bestens unterhalten gefühlt. Die Administratorin, eine talentierte Humoreskenautorin, brachte mich regelmäßig zum Grinsen mit ihren Geschichten aus dem Leben.

Bis mir auffiel das diese Geschichten ganz vielen Hundebesitzern zur Inspiration dienten um das Verhalten ihrer Vierbeiner pauschal zu entschuldigen und sich vermeindliche Rückenstärkung für ihr Unvermögen zu holen. Quasi Absolution durch Geschichten lesen.Um Diesen den Spiegel vorzuhalten postete ich aus einer Laune heraus das:

Gehört der hier her? Klar dass die Frage kommen muss. Kein Problem. Möge der Admin mich löschen – nachdem ich das hier mal losgeworden bin:

"Permissive Erziehung ist nicht gleichzusetzen mit antiautoritärer Erziehung, beim Menschen. Jeder kennt jemanden der jemanden kennt, der im Supermarkt erlebt hat, dass ein Anderer einem unerzogenen „Erdarfdas,weilderistantiautoritärKind“ ein Glas Honig über dem Kopf geleert hat. Das waren in den 70ern die „AA Kinder“ – „Antiautoritäre Arschloch Kinder“, wir wissen ja alle was „AA“ noch bedeutet, so war es damals auch gemeint.

Das wird von Hundemamas und –papas gerne unreflektiert auf die Vierbeiner gemünzt, mangels Nachwuchs oder aus Faulheit, das mag jeder sehen wie er möchte.

Hunde sind aber keine Menschen, Hunde sind eine andere Rasse, denken anders und reagieren anders. Hunde werden geprägt, sie kennen keine Logik. Erziehung ist wichtig, Erziehung ohne Persönlichkeit zu brechen, wohlbemerkt. Wenn der Dackel beschließt nachts in den Garten zu müssen und zwar nicht alleine, sondern unter Jubelgeheuel und Artgenossenweckenderweise Dreiebenengetobe – dann ist er ein Arschlochhund, denn er hat nur mich geweckt. Er hat nicht: Andere gefährdet oder absichtlich beschädigt.

Mein Hund hört aufs Wort, wenn ich sage komm her, oder nicht, kommt er her, oder nicht – ein Arschlochhund eben. Ein Hund der im freien Feld Wild jagt ist schlicht unerzogen, ein Hund der, obwohl an der Leine geführt, alles und Jeden anpöbelt ist unerzogen.
Menschen die sich Hunde anschaffen und nicht Willens und in der Lage sind sich um deren Erziehung zu kümmern haben keine Arschlochhunde, aber deren Hunde haben dafür …. ."

Drei Stunden später hat der Post über 90 Kommentare, Auszüge gefällig? Hier einige wenige: ( wer mehr möchte, ich habe bis xyz die Screens gesammelt)

-Ach, ich denke, da tritt Dir keiner auf die Füße. Du hast ja irgendwie recht. Und Du als Jäger stellst eh nochmals andere Vorgaben in den Raum als die Fraktion die glaubt, ihr Hund sei zu klein/debil/aus dem TS und zu viel erlebt etc

- Du bist hier wirklich nicht in der richtigen Gruppe...

- Hunde die an der Leine pöbeln sind doch nicht immer unerzogen... Solche allgemeinen Aussagen liebe ich ja und das am frühen morgen.

-Schonmal was von misshandelten Hunden gehört, von Hunden die durch andere Hunde so geworden sind ..

-„ADMIN“ schau dir mal den Bericht an, bitte

- …..Nur weil ein Hund draussen andere Hunde Scheisse findet ist er noch lange nicht asozial. Eigentlich ist er sehr sozial um mal zum hübschen Wolfthema zu kommen. Da wird auch nur innerhalb des Rudels akzeptiert und es trifft sich soweit ich weiss auch nicht Rudel a mit Rudel b zum Tischtennis….

- vorallem sind leinenpöbler nicht unerzogen, sondern oft instinkttiere! außen in der natur werden fremde rudel auch bekämpft u verscheucht! nicht anders isses oft an der leine...sie verteidigen ihr rudel...dass hunde mit allem u jeden sozial sein sollen, is von menschenhand gewollt u wird erwartet, hat aber mit der natur des hundes nix zu tun...mein einer liebt sein rudel u paar ausnahmen, aber des wars dann auch...shit happens *schulterzuck* is eben a hund u ka mensch, wobei es bei mir eigentl gleich is...menschenrudel, freunde u tiere ja, andere menschen meist *urghs*

- Dann bitte. Hol Dir meinen unerzogenen jagenden Terrier und meinen unerzogenen bellenden Dackel ab und arbeite dran. Wir sprechen uns in sechs Monaten noch mal….

- Mein Hund pöbelt an der Leine wenn er Hunde sieht, die er nicht mag (oder als unsymphatisch eingestuft hat). Soll er. Er geht ja nicht drauf und beißt. Geht man sich eben aus dem Weg bzw. aneinander vorbei. Wenn das alle so handhaben würden wäre meiner nicht schon 3 mal attackiert worden von Hunden die sich entweder losgerissen hatten oder frei liefen und Herrchen/Frauchen absolut ignorierten. Meiner ist klein und im großen ganzen freundlich. Abrufbar in dackeltypischen Grenzen (er scheint ein Dackel-Pudel Mix zu sein, Genaues wissen nur die unbekannten Eltern). Also achte ich verstärkt auf meine Umwelt und leine ihn rechtzeitig an bevor er den anderen Hunden zu nahe kommt, den Hasen / Fasan / die Rehe entdeckt. Sicher könnte er mehr Training vertragen, macht uns aber beiden keinen Spaß, also wird er nie im Restaurant brav neben mir liegen während ich ihn ignoriere und mich anderen Dingen widme. Da ich eher selten in Restaurants gehe, was soll´s?

Das sind natürlich nur Auszüge, selbstverständlich so gewählt, das ich in bestem Licht erscheine ;-D.

Ohne auf die Einzelheiten einzugehen, Jahre der Beschallung von Rütter, Millan,  und Co sind vernebelt an den Leuten vorbeigerauscht. Bitte nicht mich falsch verstehen, Hunde sind ebenso Individuen wie andere Lebewesen mit Hirn. Im Hirn entstehende Verknüpfungen nennt man je nach Alter, Intensität und Anzahl Prägung oder Lernen. Nur als Beispiel: Im Rudel (Herde, Gruppe, zusammengewürfelter Haufen ...) verteidigt zuerst der Chef, nicht das Fußvolk, frisst erst der Boss, nicht der Tross. Wenn wir mit dem Hund unterwegs sind geben wir das Kommando ebenso zum Spielen wie zum Gehorsam. Das ist nicht gleichbedeutend mit unterdrücken der Individualität. Generell haben auch Auslandshunde ihre Prägung und wissen wer der Boss ist, die sind nur härter im Nehmen, die waren Überlebende auf der Straße. Aber ich schweife ein wenig ab, sehe ich gerade.

Es geht mir generell um Arschies die eigentlich gar keine sind, es geht um die Pseudoarschies und deren oberes Ende der Leine. Die nutzen dieses Facebook Forum um sich vermeindliche Rückenstärkung zu holen, das haben die Anderen, die die sich wirklich Mühe geben nicht verdient. Mit dem Kopf auf der Tastatur grüßt

Stefan